Jule Scott
Artikel von Jule Scott
Hier stehe ich nun also, zwei Tage vor meinem 24. Geburtstag an einem außerordentlich warmen Augusttag, vor einem Gebäude, dessen Fassade allein schon Depressionen auslösen kann. Ich stehe vor der Psychiatrie in meiner Heimat, in die ich aufgrund der Corona-Pandemie zurückgekommen bin. Für einen kurzen Moment habe ich Hoffnung. Nicht auf Heilung. Nein, meine Hoffnung ist, dass Mama das macht, was sie schon so oft gemacht hat, wenn ich weinend in einem Auto saß und ihr gesagt habe, dass ich nicht in die Schule, nicht ins Ferienlager oder nicht zu einer Party kann: Rückwärtsgang einlegen und ab nach Hause auf das Sofa, auf dem ich mehr Tage verbracht habe als auf der Schulbank – das Sofa, das ich ihr versprach eines Tages zu ersetzen. Schadensersatz sozusagen. Im Auto, vor Mama und mit Mama weine ich bitterlich. Ich bin mir in dem Moment sicher: Hier endet mein Leben.