Nina Zimmermann
Artikel von Nina Zimmermann
Als ich von der Küche aus durch die offenen Flügel der Glastür in die Richtung des Gartens schaue, sehe ich ihn, wie er mit dem Rücken zu mir friedlich da sitzt und sich mit einer Hand durch das lichte, weiße Haar streicht. Ohne sein Gesicht zu sehen, könnte man glauben, er schaue friedlich in die Ferne, betrachte die Blumen, die am letzten Wochenende frisch eingepflanzt wurden oder die Autos, die auf dem heißen Asphalt der Landstraße emsig hin und her fahren und deren Schlange sich wie ein nie enden wollendes Band in die Richtung des kleinen Waldes zieht, von dem sie schließlich verschluckt werden.
Doch als ich auf den Mann zugehe, im Vorbeigehen seine Schulter berühre, um ihn nicht zu erschrecken, bemerke ich, dass er seine Umgebung kaum wahrnimmt. Er betrachtet weder die frischen Blumen, noch die Autos, er nimmt weder meine Berührung wahr, noch den warmen Windhauch, der, wie meine Hand einige Sekunden früher, über seine Schultern und die weiche, faltige Haut seiner gebräunten Arme streicht. Er nimmt auch meine leise Begrüßung nicht wahr oder meine Frage danach, wie es ihm heute geht; er ist völlig vertieft, in eine Unterhaltung, die ihm so wichtig zu sein scheint, dass sie es ihm unmöglich macht, seine Umgebung auch nur im Ansatz wahrzunehmen.
"Gendersternchen, Gender-Doppelpunkt, heißt es jetzt "Rat" oder "Rätin?", wer ist weiblich, wer männlich, wer divers? Und wer soll in diesem beschissenen "Gender-Dschungel" überhaupt noch irgendetwas durchblicken? Unnötig, einfach nur unnötig, denke ich mir." – Norbert, 59, sorgt sich um die deutsche Sprache.