Sexuelle Anspielungen, aufdringliche Blicke, obszöne Worte oder Gesten, unerwünschte Berührungen – sexuelle Belästigung ist immer, wie soll ich es gelinde ausdrücken, widerlich. Besonders widerlich, falls das ein sinnvoller Ausdruck ist, ist sexuelle Belästigung jedoch am Arbeitsplatz. Wegen des Machtgefälles, welches – in diesem Fall unabhängig vom Geschlecht – alleine schon gegeben ist durch die berufliche Hierarchie.
Bevor ich mich diesem Thema aktiv zuwandte, um diesen Text zu verfassen, dachte ich, ich hätte damit glücklicherweise noch nie Erfahrungen gemacht. Doch je tiefer ich in meinem Gedächtnis grub, desto fündiger wurde ich. Mir wurde klar: Es war nicht so, als hätte ich nie etwas Derartiges erlebt – ich sperrte es einfach ganz tief weg, um mich selbst nicht mehr damit konfrontieren zu müssen.
Es begann bereits in Schul- und Uni-Zeiten: Ein Lehrer, der bei einer Zufallsbegegnung außerschulisch im besoffenen Zustand mit mir rummachen wollte, ein Dozent, der meine (fachbezogenenen) Mails spät abends mit dem Kommentar "Jetzt, wo ein langer Arbeitstag geschafft ist, bist du die Nummer Eins auf meiner privaten To-Do-Liste, zwinker" beantwortete. Später dann mein Chef in einem der Nachtclubs, in denen ich hinter der Bar stand, der mich zugedröhnt nach der Schicht mit zu sich nach Hause nehmen wollte. Mehrmals.
Denke ich heute darüber nach, kitzelt der Würgereiz schon in meiner Kehle. Daher suchte ich den Dialog mit euch, fragte euch nach euren Geschichten... und war erschüttert von ihnen. Lasst sie uns anhören.