Vor Interviews bin ich selten nervös. In den letzten Jahren interviewte ich zahlreiche Menschen – unbekannt, bekannt, berühmt. Heute ist irgendetwas anders, mein Herz klopft schneller als sonst, als ich auf den Anruf warte.
Den Anruf von Manuela Freitag, 57 Jahre alt, dienstälteste Domina auf Hamburgs berühmter Herbertstraße. Am 3. September erschien ihr erstes Buch "Herbertstraße. Kein Roman". 286 Seiten voller ungeschönter Wahrheiten über das Leben einer Frau, das viele als unkonventionell beschreiben würden:
Manuela prostituiert sich im zarten Alter von nur 12 Jahren, gelockt von der Aussicht auf großes Geld und den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Irgendwann reißt sie sich von Zuhältern und Freiern los, wird Domina.
Mein Herz klopft schneller, weil ich es nicht erwarten kann, zu erfahren, welche Seele sich hinter dem Lack und Leder verbirgt. Dass Frauen in dieser Branche heute noch immer von der Gesellschaft verstoßen und verurteilt werden, möchte ich nicht akzeptieren. Und als der Anruf endlich kommt und ich den Hörer abnehme, stelle ich schnell fest: Diese Frau ist stark. Furchtlos. Klug. Hat ein gutes Herz. Und nimmt kein Blatt vor den Mund – gar keins.
Hier kommt das unbequemste Interview mit Manuela Freitag.