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Das unbequemste Interview mit zwei Porn Performern

Serafina Sky und Noir So stellen sich am Set des CHEEX Original "Slap My Dough" heißen Fragen

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"Ich bin am Wochenende am Set unseres neuen Porno-Produktion dabei. Hast du Lust, den beiden Darstellern ein paar Fragen zu stellen?" Selten habe ich zu irgendetwas schneller Ja gesagt als zu dieser Frage. Denn es gibt vermutlich wenige Arbeitsbereiche, um die sich so viele Stigmata und Doppelmoral ranken wie in der Porno-Industrie. Und definitiv gab es auch wenige Interviews, bei denen mir in so kurzer Zeit so viele Fragen in den Kopf schossen.

Dass die Industrie – bzw. die Menschen, die in ihr arbeiten – endlich ihr verschmutztes Image verlieren, dafür setzen sich nicht nur die Darsteller:innen Serafina Sky und Noir So ein, sondern auch CHEEX. CHEEX ist eine Sexual Pleasure Plattform, die erotische Filme, Audios und Sex Education/Aufklärung anbietet. Und im Gegensatz zum stigmatisierten Porno-Klischee vor allem eines ist: Ethisch, fair, echt. Dabei trotzdem liebevoll, heiß, schmutzig, divers – nur eben ohne Ausbeutung oder Diskriminierung.

Serafina, die zwischen Belgien und den USA pendelt, und Noir, welcher in Berlin liebt – wir danken euch sehr für eure Offenheit. Schließlich wissen wir, dass ihr auch so schon einiges in der Öffentlichkeit von euch preisgebt. Legen wir los.

Was war das Unangenehmste, was euch jemals am Set passiert ist?
Noir: (lacht) Irgendwann passieren kleine Unfälle bei Pornodrehs. Ich war bei einem Dreh dabei, bei dem ich mich fragte: Wo bin ich? Wir hatten Dreier, waren wirklich erregt und alles lief wie verrückt – und dann rutschte ein Schwanz raus und traf auf einen Fingernagel. Und alle: „Aaahhhh". Ich glaube, für mich war das der unangenehmste Moment. Es passierte zwar nicht mir und es wurde auch niemand ernsthaft verletzt, aber es war einfach ein lustiger Moment! Alle sind erregt, alles läuft gut und dann hört man plötzlich einen Schrei.
Serafina: Ein Vierer mit einer ukrainischen und einer russischen Frau, die sich gerade kennenlernten und unterhielten. Die Ukrainerin war vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen, und die Russin war eine Putin-Anhängerin. Sie verhielt sich sehr respektlos und sagte zu der ukrainischen Kollegin: „Ich unterstütze alles, was Putin tut." Für die Ukrainerin war es wirklich furchtbar. Und während des Vierers haben sie dann einfach nicht miteinander agiert. Die andere Darstellerin und ich versuchten einfach, mit beiden zu interagieren. Sehr unangenehm, die ukrainische Performerin fühlte sich wirklich unwohl.

Was ist eure Lieblingsstellung?
Serafina: Meine Lieblingsstellung ist die Missionarsstellung, weil ich in ihr sehr leicht zum Orgasmus komme. Und es ist auch sehr intim und von Angesicht zu Angesicht. Ihr könnt euch küssen. Und ich liebe das Gefühl von eng aneinander gepressten Körpern.
Noir: Für mich eigentlich ähnlich. Eine Art von Missionarsstellung. Ich mag frontale Dinge. Ich mag Augenkontakt und Mimik. Voreinander sein.

Inwiefern ist eure Arbeit wirklich aufrichtig? Wie oft täuscht ihr Lust vor?
Serafina: Ich denke, dass Authentizität ein wirklich schwieriger Teil des Pornos ist, weil sie als Verkaufsargument verwendet wird. Und viele der ethisch-feministischen Pornounternehmen präsentieren sich als authentisch. Ich verstehe, warum das wertvoll ist, warum die Leute das gerne sehen und warum Menschen gerne glauben, dass Pornos so sind. Aber es ist auch immer eine Performance. Ich denke, man kann die Präsenz einer Kamera und das Wissen, von einem anderen gesehen zu werden, nicht komplett ausblenden. Für mich ist es immer eine Grauzone. Auch beim privaten Sex kann es eine Menge Schauspiel geben, auch das ist eine Grauzone. Pornos sind nie authentisch oder unauthentisch. Es liegt immer irgendwo dazwischen.
Noir: Ich glaube, es gibt immer ein gewisses Maß an Authentizität, zumindest bei mir und bei den Menschen, mit denen ich arbeite. Wir machen das, weil wir es tun wollen und weil es uns Spaß macht. Aber zu sagen, dass dies 100% authentisch ist... Es wäre komisch, es wirklich zu glauben. Da ist eine Kamera, es gibt eine Darstellung. Die Darstellung kann authentisch sein, denn in gewisser Weise treten wir immer noch als wir selbst auf.

Welches Vorurteil gegenüber Pornodarsteller:innen würdet ihr gerne auflösen?
Noir: Ich habe das Gefühl, dass ich manchmal anders wahrgenommen werde, als ich wirklich bin. Durch Leute, die mich aus Pornos kennen oder meine Pornos gesehen haben. Dann treffen sie mich und sehen mich als eine Persona. Als die Persona, die meine Porno-Persona ist. In meinem privaten Leben bin ich sehr entspannt und kuschele gerne. Und dann sehen mich Leute in harten SM-Pornos… und betrachten mich auf spezielle Weise, weil sie mich als Pornodarsteller kennengelernt haben. Ich habe das Gefühl, dass wir stigmatisiert werden – dass wir beispielsweise sehr sexuell seien und dass wir so oder so seien. Das stimmt nicht immer.

Serafina: Ich halte die Vorstellung, dass mit Pornos leichtes Geld zu verdienen ist, für einen Mythos. Und es stimmt, dass man an einem Tag viel Geld verdienen kann, aber es steckt auch viel Arbeit in den Dreharbeiten. Das ist dasselbe wie bei jedem anderen Selbstständigen. Aber dann gibt es auch noch das Stigma und die Lebenswege, die man sich selbst mit der Arbeit in der Pornobranche verschließt. Für mich ist Pornografie etwas, an das ich glaube. Es ist etwas, das ich für völlig in Ordnung halte. Doch es herrscht immer noch diese Art von Intensität. Man schließt bestimmte Möglichkeiten für sich selbst aus, indem man in dieser Branche arbeitet. Und das ist ein mentaler Druck, der schwierig ist. Ja, das kann schon eine Belastung sein.

Welches Vorurteil hingegen trifft zu?
Serafina: Ich denke, dass viele Pornodarsteller:innen wirklich sexuelle Menschen sind. Das ist nicht allgemein gültig. Ich habe auch schon einige getroffen, die in ihrem Privatleben nicht sehr sexuell sind. Aber ich bin manchmal überrascht, wie extrem horny Pornodarsteller:innen sind. Und ich sage denen: Das ist der perfekte Job für dich. Du willst jeden Tag ficken, den ganzen Tag, und es ist toll, dass du dafür bezahlt wirst.

Welche Skills bringen euch die meiste Gage?
Serafina: In dem Teil der Branche, in dem ich arbeite, wird man nicht nach den Leistungen bezahlt, die man erbringt. Das ist also etwas ganz anderes als das, was die übrige Industrie macht. Da bekommst du mehr. Je nachdem, ob du mehr Hardcore machst oder ob du anal arbeitest, dann bekommst du mehr Geld. Aber das habe ich selbst noch nicht erlebt.

Noir: Für mich ist es wichtig, mit Unternehmen zu arbeiten, die Künstler:innen wirklich schätzen. Und Unternehmen, die sie schätzen, zahlen mehr. Gleiche Bezahlung für männliche, weibliche und nicht-binäre Darsteller:innen. Es ist komisch, dass es auf der Geschlechtsidentität beruht, aber es ist tatsächlich so. Deshalb möchte ich mit Unternehmen zusammenarbeiten, die uns wirklich schätzen und die uns bezahlen können.

Was ist das Schlimmste an eurem Job?
Serafina: Die STI-Tests. Ich hasse es, wenn mir Blut abgenommen wird. Und immer, wenn ich vor den Dreharbeiten zum Arzt gehe, denke ich so, oh fuck. Der sehr unsexy Moment, wenn man zum Arzt geht und er einen Abstrich von der Vagina macht.

Noir: Und ab und zu auch der Moment, wenn man irgendwo sitzt und Leuten erzählt, was man beruflich macht. Manchmal sieht man einen speziellen Blick in ihren Gesichtern.

Was würdet ihr nie vor der Kamera machen?
Serafina: Das kann ich noch nicht sagen. Ich bin immer offener dafür geworden, was ich vor der Kamera machen möchte. Sky is the limit.

Noir: Ich würde eine Performance absagen, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Co-Darsteller:innen nicht zu 100% bei der Sache sind, sich nicht wohlfühlen oder nicht richtig bei Sinnen sind.

Was turnt euch an und ab wie nichts anderes?
Noir: Ich mag Schlagspiele und spielerisches SM, leidenschaftliches SM: „Ich würge dich, aber ich gebe dir auch einen Kuss auf die Stirn“. Ich glaube, das macht mich wirklich an. Beide Seiten – Empfangen und Geben.


Serafina: Generell einfach Enthusiasmus. Wenn ich merke, dass jemand wirklich anwesend, präsent und bereit ist, sich zu verbinden und in diesem Moment eine gute Zeit zu haben. Und dann das Gegenteil. Was mich abturnt, wenn jemand abwesend oder einfach nicht „into it“ zu sein scheint.
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Das Interview entstand im Rahmen der CHEEX Original-Produktion "Slap My Dough" von Charis Uster. Der Film ist seit dem 24. März 2023 verfügbar.

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