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Cover Der Sommer ist oft härter als der Winter
18.09.2023
Der Sommer ist oft härter als der Winter

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 262.200 Menschen als wohnungslos vermerkt. 37.400 von ihnen leben auf der Straße (Link). Damit sind rund 33 von 10.000 Personen in Deutschland obdachlos. In unserem Nachbarland Österreich sind es nur 22 von 10.000 (Link). Finnland erreicht einen Wert von sieben Obdachlosen auf 10.000 Einwohnern (Link).

Trotz dieser erschreckenden Zahlen erlebt man immer wieder, dass obdachlose Menschen auf der Straße herablassend behandelt werden oder ihnen sogar mit Gewalt begegnet wird. Ihnen wird das Recht abgesprochen, Hilfe zu benötigen. In Deutschland müsse ja niemand auf der Straße leben.

Cover Das unbequemste Interview mit zwei Porn Performern
23.03.2023
Das unbequemste Interview mit zwei Porn Performern

"Ich bin am Wochenende am Set unseres neuen Porno-Produktion dabei. Hast du Lust, den beiden Darstellern ein paar Fragen zu stellen?" Selten habe ich zu irgendetwas schneller Ja gesagt als zu dieser Frage. Denn es gibt vermutlich wenige Arbeitsbereiche, um die sich so viele Stigmata und Doppelmoral ranken wie in der Porno-Industrie. Und definitiv gab es auch wenige Interviews, bei denen mir in so kurzer Zeit so viele Fragen in den Kopf schossen.

Dass die Industrie – bzw. die Menschen, die in ihr arbeiten – endlich ihr verschmutztes Image verlieren, dafür setzen sich nicht nur die Darsteller:innen Serafina Sky und Noir So ein, sondern auch CHEEX. CHEEX ist eine Sexual Pleasure Plattform, die erotische Filme, Audios und Sex Education/Aufklärung anbietet. Und im Gegensatz zum stigmatisierten Porno-Klischee vor allem eines ist: Ethisch, fair, echt. Dabei trotzdem liebevoll, heiß, schmutzig, divers – nur eben ohne Ausbeutung oder Diskriminierung.

Serafina, die zwischen Belgien und den USA pendelt, und Noir, welcher in Berlin liebt – wir danken euch sehr für eure Offenheit. Schließlich wissen wir, dass ihr auch so schon einiges in der Öffentlichkeit von euch preisgebt. Legen wir los.

Cover Das Leben mit Down Syndrom – eine Verwebung aus Glück, Liebe und Überforderung
24.10.2022
Das Leben mit Down Syndrom – eine Verwebung aus Glück, Liebe und Überforderung

Wenn man an die Chromosomenstörung Trisomie 21 denkt, kommen einem oft Plakate, Zeitschriften-Cover oder Filme in den Sinn, auf denen Menschen mit einem strahlenden Gesicht abgelichtet sind. Googelt man das Down-Syndrom, wird man überhäuft mit Bildern von Menschen, die absolute Lebensfreude verkörpern. Was folgt ist ein kurzer Moment der Freude, in dem man versucht, etwas von diesem Glück für sich selbst zu speichern. Und dann ist der Film zu Ende, die Zeitschrift doch wieder im Regal gelandet, der Laptop geschlossen – und man behält diese euphemistische Darstellung irgendwo in seinem Gedächtnis.

Vor wenigen Wochen bin ich aus meinem Auslandsjahr in Norwegen zurückgekehrt, wo ich als Au Pair bei einer alleinerziehenden Mutter von vier Töchtern gelebt und gearbeitet habe. Bei der zweitjüngsten (zu der Zeit 8 Jahre alt), ist Down-Syndrom und ADHS diagnostiziert worden. Vor allem zu Beginn hatte ich großen Respekt vor der Verantwortung, noch dazu ohne ein Wort Norwegisch zu sprechen. Doch ich erkannte schnell die Liebe und Einfühlsamkeit, die dieses kleine Mädchen ihren Mitmenschen schenkte. Am Esstisch achtete sie immer darauf, ob jemand noch etwas brauchte und die Frage, ob sie helfen könne, lag ihr immer auf den Lippen. Wenn ich Heimweh hatte, mir alles zu viel wurde, spürte sie es sofort, sah mich an und sagte: “Du musst nicht traurig sein”. Dann nahm sie mich in den Arm, streichelte meinen Kopf. “Damit es schnell nicht mehr so weh tut”, sagte sie dann.

Cover Der Krieg ist Realität. Damit müssen wir jetzt leben – Kann mir jemand sagen, wie?
16.05.2022
Der Krieg ist Realität. Damit müssen wir jetzt leben – Kann mir jemand sagen, wie?

Sonnenstrahlen durchbrechen zum ersten Mal im Jahr die graue Wolkenfront. Von deren Freundlichkeit eingeladen, strömen Menschenmassen an all die Orte, die im Winter sonst kaum aufgesucht werden. Es ist die Zeit der Hobbyfotograf:innen und Straßenkünstler:innen. Die ersten großen Fotosessions des Jahres. Wohin man auch geht, sieht man die instagrammable Verrenkungen der Körper vor dem Hintergrund weißblühender Magnolien. Die Straßen, die Parks und vor allem die Sommerterrassen Berlins sind wieder mit Leben gefüllt. Auch mich ergreift diese aufkommende Euphorie der Frühlingsromantik. Ich entscheide mich, zu meinem besten Freund zu fahren.

Mein Zug fährt vom Berliner Hauptbahnhof. Wie immer treibt mich die Angst, diesen zu verpassen, etwas früher ans Bahngleis. Heute bin ich besonders früh da und sitze auf der einzig sonnengelegenen Bank mittig zwischen Gleis 13 und Gleis 14. Auf Gleis 14 steht ein ICE nach Zürich bereit und vor ihm tummeln sich die letzten Skiurlauber des Jahres. Ich beobachte aufmerksam eine Gruppe von Männern. Dosenbier trinkend beschallen sie mit lauter Après-Ski-Musik das Bahngleis. Sie lachen und sind sichtlich in Urlaubsstimmung. Für einen kurzen Moment verliere ich mich in der Beobachtung dieser Szenerie, bis die aus den Lautsprechern tönende Bahndurchsage meine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkt: „Auf Gleis 13 fährt ein: ICE 2308 aus Warschau. Vorsicht bei der Einfahrt.“

Cover Das unbequemste Interview mit Liberta Haxhikadriu
20.02.2022
Das unbequemste Interview mit Liberta Haxhikadriu

Wer in oder um Hamburg herum lebt und Sozialen Medien nicht gänzlich fremd ist, der kommt kaum an ihr vorbei. 164 Zentimeter geballte Energie gepaart mit albanischem Feuer und einer kleinen Prise selbstironischem Alman-Dasein: Liberta Haxhikadriu ist nicht nur eine der beliebtesten Influencerinnen des Landes, sie ist auch noch viel mehr – Podcasterin, Moderatorin, Model, Sprecherin, Multitalent in jeder Hinsicht. Noch dazu schön und unfassbar witzig. Klar!

Geboren im Kosovo, aufgewachsen an der Ostsee, heute in Hamburg. Wer Stories à la "Hallo, meine Lieben" und Rabatt-Codes für jeden Mist erwartet, kommt bei der 31-Jährigen nicht auf seine Kosten. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass Influencen nicht gleich Cringe bedeutet und dass hinter dieser Berufsbezeichnung – entgegen der immer noch vorherrschenden Annahme des Normalos – verdammt viel Arbeit, Konzept und Disziplin stecken.

Speaking of: Wo Influencer oder Content Creator sind, sind auch Schubladendenken und Vorurteile nicht fern. Und genau diese servieren wir Liberta heute im unbequemsten Interview auf dem Silbertablett.

Bon Appétit!

Cover 9 Frauen erzählen, wie sich Endometriose für sie anfühlt
14.01.2022
9 Frauen erzählen, wie sich Endometriose für sie anfühlt

Eine von zehn.

Eine von zehn Frauen leidet an Endometriose. Dabei sind verschiedene Organe von Entzündungen und Zysten befallen ("Endometriose-Herden"), die eine ganze Bandbreite von Symptomen verursachen können: unsägliche Schmerzen während und vor der Periode, beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen. Schwindel bis hin zur Ohnmacht, ein unerfüllter Kinderwunsch. Eine von zehn. Und trotzdem gilt die chronische, nicht heilbare Krankheit als "Volkskrankheit, die keiner kennt". Ich bin gar versucht, zu sagen: "Volkskrankheit, die niemanden interessiert." Wie kann das sein?

Meine Geschichte schrieb ich im letzten Jahr nieder, als die Diagnose endlich kam, für die ich jahrelang kämpfen musste, weil die längste Zeit kein:e Ärzt:in gewillt war, sich ihrer Stellung zu widmen. Das ist jetzt ein gutes halbes Jahr her. Angefreundet habe ich längst nicht mit ihr – angenähert aber schon. Und das vor allem dank zahlreicher Gespräche mit weiteren Betroffenen. Es war traurig und tröstend zu gleich, zu erfahren, wie viele Frauen den gleichen Kampf kämpfen. Traurig, weil die meisten ihrer Geschichten meiner eigenen so sehr ähneln, wenn nicht sogar übertreffen. Und tröstend, weil man sich endlich gehört fühlt.

Ich möchte, dass noch viel mehr Menschen diesen Frauen zuhören. Für weniger Tabu und mehr Sensibilität. Hier erzählen sie, wie sich ihre Endometriose für sie anfühlt.

Cover Dear Diary, Seite 3: Wie komme ich hier raus?
12.12.2021
Dear Diary, Seite 3: Wie komme ich hier raus?

[Triggerwarnung: Dieser Text enthält explizite Beschreibungen einer Panikattacke.]

Atme, denke ich. Alles ist gut. Nichts ist gut, antwortet mein Körper, während irgendwo ganz tief in meinem Bauch ein Gefühl der Unruhe mit gewaltiger Wucht gegen meine Rationalität anzukämpfen versucht. Sei nicht albern, denke ich. Ein Schritt vor den anderen, Rücken gerade, die Schultern einmal ausschütteln. Es wird nicht passieren, ich habe die Lage im Griff. Linker Fuß, rechter Fuß, Blick nach vorne, zielgerichtet, bis ich mein Auto erreiche. Ich fühle mich wahnwitzig, als ich die Tür aufreiße und noch im selben Atemzug hinter mir schließe, als verfolge mich irgendjemand, der in Wahrheit gar nicht existiert. Beide Hände um das Lenkgrad, Stabilität spüren, die Füße in den Boden drücken. Atmen. Ich atme schneller, als ich will. Atme langsamer, Gott verdammt! Mein Herz bricht aus seinem gewöhnlichen Rhythmus aus. Wird schneller und schneller. Das Gefühl in meinem Bauch bahnt sich seinen Weg in meine Brust, droht, sie zu sprengen.

Es passiert doch. Bitte nicht, fleht eine innere Stimme, bitte nicht. Der Rollkragen um meinen Hals legt sich enger. Der Stoff auf meiner Haut verwandelt sich in Millionen kleiner Nadeln. Die Temperatur im Raum steigt. Mein Atem wird zu Hecheln. Der Damm der Tränen bricht. In diesem Moment stoppe ich den Widerstand, gebe mich meiner Panikattacke ganz hin. Was dann passiert, weiß ich nicht. 

Cover Frauen und Männer berichten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
07.10.2021
Frauen und Männer berichten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Sexuelle Anspielungen, aufdringliche Blicke, obszöne Worte oder Gesten, unerwünschte Berührungen – sexuelle Belästigung ist immer, wie soll ich es gelinde ausdrücken, widerlich. Besonders widerlich, falls das ein sinnvoller Ausdruck ist, ist sexuelle Belästigung jedoch am Arbeitsplatz. Wegen des Machtgefälles, welches – in diesem Fall unabhängig vom Geschlecht – alleine schon gegeben ist durch die berufliche Hierarchie.

Bevor ich mich diesem Thema aktiv zuwandte, um diesen Text zu verfassen, dachte ich, ich hätte damit glücklicherweise noch nie Erfahrungen gemacht. Doch je tiefer ich in meinem Gedächtnis grub, desto fündiger wurde ich. Mir wurde klar: Es war nicht so, als hätte ich nie etwas Derartiges erlebt – ich sperrte es einfach ganz tief weg, um mich selbst nicht mehr damit konfrontieren zu müssen.

Es begann bereits in Schul- und Uni-Zeiten: Ein Lehrer, der bei einer Zufallsbegegnung außerschulisch im besoffenen Zustand mit mir rummachen wollte, ein Dozent, der meine (fachbezogenenen) Mails spät abends mit dem Kommentar "Jetzt, wo ein langer Arbeitstag geschafft ist, bist du die Nummer Eins auf meiner privaten To-Do-Liste, zwinker" beantwortete. Später dann mein Chef in einem der Nachtclubs, in denen ich hinter der Bar stand, der mich zugedröhnt nach der Schicht mit zu sich nach Hause nehmen wollte. Mehrmals.

Denke ich heute darüber nach, kitzelt der Würgereiz schon in meiner Kehle. Daher suchte ich den Dialog mit euch, fragte euch nach euren Geschichten... und war erschüttert von ihnen. Lasst sie uns anhören.

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